Wir lieben es, wie einfach man in Asien per Bus weite Strecken und diesmal sogar Ländergrenzen überqueren kann. Wir haben bisher immer gute Erfahrungen mit dem Busunternehmen Giant Ibis gemacht und uns hat die Fahrt 18 US $ pro Person gekostet. Es geht natürlich immer billiger, aber uns ist es die paar Dollar mehr wert. Es gibt WLAN an Board, bequeme Sitze, Wasser und Snacks sind im Preis inbegriffen. Man macht neben kleinen Pipi-Pausen auch immer eine größere.
Zumindest bei Giant Ibis muss man sich auch keine Sorgen machen, dass man an der Grenze abgezockt wird.
Wir haben tatsächlich 37$ statt den eigentlichen 35$ pro Person für das Visum gezahlt. Für demnach 4 US $ in Summe gab es dafür einen fließend Englisch sprechenden Busbegleiter, der sich um alles kümmert. Natürlich muss man selbst auch aus dem Bus aussteigen, um sich einmal beim Grenzbeamten anzustellen.
Hauptvorteil ist, dass ein großer Reisebus wie unserer die Grenze überqueren darf und wir unser Gepäck nicht schleppen mussten. Er wartet einfach auf der anderen Grenzseite auf einen. Mini Busse müssen gewechselt werden und demnach muss man sich samt Gepäck em- und immigrieren. Das kann ganz schön nervig werden je nach Länge der Warteschlange und aktueller Temperatur.
Wenn also 22$ pro Person nicht zu viel für euch sind, dann gönnt euch doch diesen kleinen Luxus. Wir wollen hier keine Werbung machen, sind jedoch schwer begeistert von dem reibungslosen Ablauf. Wir sind dankbar nicht total übermüdet und gestresst am Zielort angekommen zu sein, wie wir es vergleichsweise in der Vergangenheit schon hatten.
Nach Ho Chi Minh war Phnom Penh die nächste große Stadt und vielleicht hätte uns eine etwas andere Route besser getan. Der erste Eindruck hat uns nämlich völlig erschlagen.
Trotzdem müssen wir sagen, dass uns auch mit etwas Abstand Phnom Penh nicht wirklich gefallen hat.
Das mag auch an unserer enttäuschenden Unterkunft, Villa Borann, gelegen haben. Obwohl wir ein Zimmer mit höherer Kategorie gebucht hatten, wurden wir ins dunkle Erdgeschoss einquartiert. Auf einer Ebene mit dem in Innenhof gelegenen Pool kam kaum Licht ins Zimmer, jedoch jede Menge Mücken sobald man die Tür öffnete.
Wir haben dann insgesamt zwei Mal das Zimmer gewechselt, um zumindest zeitweise ein Zimmer in einem der oberen Stockwerke zu beziehen.
Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber wie gut uns unsere Unterkunft gefällt, hat maßgeblichen Einfluss darauf, wie wohl wir uns an einem Ort fühlen. Besonders im hektischen Asien will man abends einfach einen sauberen Rückzugsort haben. Das hatten wir in Phnom Penh leider nicht.
Phnom Penh hat einen wunderschönen Königspalast, dessen üppige Vergoldungen schon von weitem einem entgegen strahlen. Zumindest so in der Theorie.
Nach der Busfahrt wollten wir noch ein bisschen schlendern und etwas essen gehen. Ein guter Startpunkt ist hierfür die Uferpromenade, da dort einige Restaurants zu finden sind. Zu Fuß von unserem Hotel aus sind wir entlang der Palastmauer durch die Straßen gelaufen. Es war für uns irgendwie anstrengender als vergleichsweise in Vietnam. Es gab einfach deutlich mehr Verkehr selbst in kleineren Straßen und kaum Gehwege.
Auf dem Vorplatz kam dann die große Überraschung. Alles eingerüstet. Statt Gold sahen wir nur blaue Planen.
So schnell lassen wir uns aber nicht abschrecken, dachten wir. Deshalb beließen wir es bei Pizza und Burger zum Abendessen im Restaurant … mit Flussausblick. Abends an der Flusspromenade gibt es außerdem einige Essensstände. Was uns nicht so gefallen hat und am Fluss besonders auffiel, war der viele Müll, der herum lag.
Neuer Tag, neues Glück. Am zweiten Tag ging Es wieder in Richtung Königspalast. Dort angekommen, mussten wir wegen der Baustelle erstmal den Eingang suchen. Bei gefühlten 40 Grad und Senta im langen Kleid und Sarong recht schweißtreibend. Leider hätten wir vorher lieber mal gründlich den Dresscode recherchieren sollen. Frauen müssen mal wieder Schultern und Knie bedeckt haben. Im Unterschied zu anderen Sehenswürdigkeiten, wird hier nicht mehr akzeptiert, dass man sich einen Schal um die Schultern legt.
Sehr geschäftstüchtig, da die meisten Touristinnen gerne auf diese Lösung zurück greifen. Abhilfe schafft dann nur auf die Schnelle ein T-Shirt, dass man sich für 5 € am Eingang gleich noch kaufen soll.
Ehrlich gesagt, empfanden wir dies als reine Abzocke und haben uns dann gemeinsam gegen einen Palastbesuch entschieden. In dem Wissen, dass er eingerüstet ist, Chris schon einmal dort war und wir in Bangkok einen ganz ähnlichen besuchen werden, mussten wir nicht zu lange grübeln.
In Phnom Penh gibt es zudem unzählige weitere Tempel zu besuchen. Fast in jeder Straße stolpert man über einen kleinen oder auch über größere.
Wir haben uns zwei Tempel angeschaut.
Ounalom heißt übersetzt Augenbraue. Der Tempel wurde so benannt, da in einem goldenen Schrein im hinteren Teil der Tempelanlage Haare der Augenbraue Buddhas aufbewahrt werden. Der Schrein ist nicht einsichtig und man muss drauf vertrauen, dass dies stimmt.
Der Tempel hat uns aber dennoch gut gefallen, da er nicht überlaufen war und man in Ruhe bei Weihrauchduft die Buddha Figuren bewundern konnte. Wir lieben es in Tempeln auf den Teppichböden zu pausieren und ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
Von diesem Tempel und dessen Hintergrundgeschichte stammt der Name der heutigen Hauptstadt. Als Namensgeber mussten wir diesen natürlich besuchen.
Der Name setzt sich zusammen aus Phnom, was Hügel bedeutet, und Penh, welches der Name einer ansässigen Dame war, zusammen. Lady Penh hat laut der Entstehungsgeschichte des Tempels im Jahr 1372 Buddha Statuen aus Bronze im nicht weit entfernten Mekong gefunden. Lady Penh mobilisierte daraufhin die Bevölkerung und ließ den heutigen Wat Phnom zu deren Ehren erbauen.
Zum Tempel gelangt man über eine kurze Treppe und man kann sich als Tourist frei umschauen. Wir haben dort eine ganze Menge älterer Schüler gesehen, die nach dem Unterricht dorthin pilgerten, um zu beten. Wir beobachteten still, wer es ernster nahm, wer eher weniger und welche Eltern ihre Kinder sogar begleiteten.
Uns hat wie gesagt Phnom Penh nicht so gefallen. Warum sollte man trotzdem her kommen?
Nach Vietnam wollten wir auch etwas über die Geschichte von Kambodscha erfahren. Auch hier wussten wir relativ wenig.
Deshalb haben wir innerhalb einer Tour das Gefängnis S-21 (Tuol-Sleng-Genozid-Museum) und die Killing Fields besucht.
Das Pol Pot Regime und die roten Khmer haben 1975 Phnom Penh eingenommen und wurden zunächst als Befreier von den durch den Vietnamkrieg geschädigten Kambodschanern gefeiert.
Die Freude hielt nicht lange an, da Phnom Penh zwangsgeräumt wurde, im Sinn der Weltideologie von Pol Pot.
Ein kurzer Abriss: Ziel der roten Khmer war es einen kommunistischen Bauernstaat zu erschaffen und dafür die Elite zu enteignen und die Monarchie zu stürzen. Durch das Pol Pot Regime haben ca. 3 Millionen Menschen ihr Leben verloren und es wurde unzählig mehr Leid in der Bevölkerung verursacht.
Bis heute ist Kambodscha durch diese dunkle Periode in der Neuzeit wirtschaftlich zurückgeworfen. Hält man sich nicht nur in den großen Städten oder in Siem Reap auf, dann fällt einem dies auch als Tourist direkt auf.
Staatliche Überwachung und systematische Ausschaltung von Feinden des Regimes gehörten auch zum Regime der Roten Khmer. Im ganzen Land wurden 13 sogenannte Sicherheitslager errichtet. Das S-21 ist eines davon. Die Gebäude einer ehemaligen Schule wurden hierfür gezielt umgebaut. Offiziell hieß es, dass dort verdächtige Personen vernommen werden. In Wahrheit wurden hier etwaige Staatsfeinde des Pol Pot Regimes solange verhört oder besser gesagt auf perfide Weise gefoltert, bis das passende Geständnis vorlag. Schuld oder Unschuld spielte hier eine untergeordnete Rolle. Jeder, der den roten Khmer im Wege stand oder auch in Ungnade mit Pol Pot gefallen war, lief Gefahr dorthin gebracht zu werden. Da das Gefängnis mitten in der Stadt lag und keine Informationen nach außen dringen sollten, wurde unter Ausübung weiterer Strafen darauf gepocht, dass möglichst absolute Stille herrschte.
Auf dem Museumsgelände bekommt man gegen ein kleine Gebühr einen Audio Guide an die Hand, der in vielen Sprachen sehr eingängig das Zeitgeschehen erklärt. Verzichtet nicht darauf. Die Ausstellung ist sehr beklemmend und es gibt einige originale Fotografien von dem Zeitpunkt der Befreiung und wie man das Gefängnis vorgefunden hat. Verstörender sind jedoch die Zeichnungen eines Insassen, der überlebt hat. Dieser hat die diversen Foltermethoden, die ihm geschildert wurden, grafisch festgehalten.
Auch sehr viel Hintergrundwissen über das Pol Pot Regime wird im S-21 vermittelt, weshalb wir froh sind, das Gefängnis und dessen Ausstellung besucht zu haben.
Nachdem ein Insasse im S-21 ein Geständnis abgelegt, dieses persönlich unterschrieben hatte und sich damit des Hochverrats schuldig gemacht hat, wurde dieser zu einem der sogenannten Killing Fields gebracht. Ein Gelände, dem wieder offiziell eine harmlose Funktion zukam. Laute Propaganda Musik übertönte das wahre Geschehen: Massenermordungen.
Das Killing Field, was wir besucht haben, ist nur ca. eine halbe Stunde von dem S-21 entfernt. Auf dem Gelände haben wir erneut einen Audio Guide gegen kleine Gebühr erhalten und noch mehr Erschreckendes über die damaligen Geschehnisse erfahren. Es wurden zwar viele sterblichen Überreste geborgen, welche heute in einer großen Stupa in der Mitte des Geländes aufbewahrt werden, aber noch heute, nach starken Regenfällen, werden Knochenreste und auch Kleidung aus der Erde geschwemmt.
Wahrscheinlich sind noch nicht alle Massengräber Kambodschas gefunden. Es wird vermutet, dass noch weitere im Dschungel zu finden sind.
Es ist wahrlich beklemmend, dass all dies erst vor relativ kurzer Zeit geschehen ist und wir so wenig davon wissen.
Umso wichtiger ist, dass man während einem Aufenthalt in Kambodscha diesen Teil der Landesgeschichte nicht ausblenden sollte, so schwer das Thema auch sein mag.
Letztlich waren wir doch froh in Phnom Penh Halt gemacht zu haben, um mehr über dieses dunkle Kapitel des Landes lernen zu können. Nach dem Besuch der Killing Fields und des S21 hatten wir beide das Gefühl, das Land nun ein wenig besser verstehen zu können.