Ninh Binh - warum will man ständig den Namen des kleinen vietnamesischen Ortes Rappen? Ninh Binh, Ninh Binh, Ninh Binh. Dabei ist es sehr beschaulich dort.
Ninh Binh ist landschaftlich die trockengelegte Version der Ha Long Bucht. Es scheint, als hätte jemand den Stöpsel gezogen und das Wasser ablaufen lassen. Grün bewachsene Kalksteinfelsen ragen hier aus Reisfeldern heraus.
Wir sind von der Ha Long Bucht mit dem Bus nach Ninh Binh bzw. Tam Coc gefahren. Als wir im Ort nach einem Taxi gefragt haben, war unser Taxifahrer leicht verzweifelt als wir ihm das Ziel nannten. Warum wussten wir nicht gleich. Nachdem wir aber den Ort verlassen hatten und von einer Asphaltstraße auf eine Art Feldweg abgebogen sind, wurde es klarer. Rechts und links Reisfelder und während es immer idyllischer wurde, wurde es auch zunehmend dunkler.
Über @theendlessadventure sind wir auf die Unterkunft Lotus Field Homestay gestoßen und waren uns sicher diesen Ort nicht auslassen zu können und zu Recht. Das Familiengeführte Homestay besteht derzeit aus 5 Bungalows, die auf Stelzen direkt über einem kleinen Lotusteich gebaut sind und eine spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Reisterrassen bieten. Es war wunderschön abends, unter dem Moskitonetz, einfach die Sonnenuntergänge vom Bett aus zu bestaunen. Abends und morgens schwimmt übrigens eine riesige Entenfamilie vorbei. Geht es noch niedlicher? Ja geht es, da die Kinder der Familie fröhlich im Restaurantbereich spielen.
Außerdem gibt es jeden Abend ein selbst gekochtes Abendessen von der Familie, das köstlich war. Viele Gerichte zum Durchprobieren und jeden Abend gab es einen Schnapps dazu, inklusive dem typischen Trinkspruch „Mot, Hai, Ba, Yo!“. Wir haben uns zu Gast bei der Familie wirklich wohl gefühlt und blieben zwei Nächte.
In Ninh Binh gibt es einiges zu entdecken. Für mich (Senta) stand übrigens eine neue Herausforderung an. Das erste Mal Roller fahren. In unserer Unterkunft liehen wir vier uns zwei Roller aus. Also na gut, ich (Senta) muss nur hinten drauf sitzen und Chris macht die ganze Arbeit. Aber meine Sorgen sind nach 5 Minuten verflogen und es hat richtig Spaß gemacht.
Wir sind als erstes zu den Mua Höhlen gefahren, wobei die Höhlen zwar nett sind, aber der Aussichtspunkt war unser eigentliches Ziel. Ganz oben thront entlang dem Hügelkamm ein Drachen. Bevor man diesen erreicht, muss man allerdings 500 Stufen meistern. Bei weit über 30 Grad gar nicht so einfach und sehr schweißtreibend. Wir mussten alle ganz schön kämpfen und oben erst einmal Pause machen. Die umwerfende Landschaft mit all den Felsen und einem Fluss, der sich durch die saftig grüne Landschaft schlängelt, lenken einem zum Glück ab.
Was uns persönlich, vom Schweiß komplett zerflossen, fassungslos gemacht hat, ist, dass dort oben ein Hochzeitsshooting inklusive bauschigem Brautkleid stattgefunden hat. Wie schafft man es dort oben sich das schöne Make-Up etc. nicht komplett zu zerstören? Schöne Bilder werden es bestimmt. Der Drache ist übrigens nicht ganz ungefährlich zu erreichen, und wir vier fühlten uns nicht so wohl dort oben ohne Sicherung. Den Insta-Shot sollte man sich lieber zweimal überlegen.
500 Stufen, die man hoch ist, müssen man auch wieder runter. Ich spürte schon jetzt den Muskelkater.
Macht übrigens ruhig Pause in dem Restaurant der Parkanlage. Dort gibt es richtig frische Smoothies und selbst gemachte Zitronenlimonaden. Auch wissenswert ist, dass man sich keinesfalls von den vielen aggressiven Parkplatzanbietern aufhalten sollte. Fahrt bis zur Kasse mit eurem Roller vor und parkt ihn dort. Sonst müsst ihr zusätzlich noch ganz schön laufen bis zum Fuß zur Treppe.
Einige Zitronenlimonaden später, stiegen wir wieder auf den Roller und es ging weiter zur Bich Dong Pagode. Der Eingang ist ein malerischer Bogen, den man über eine schmale Brücke erreicht, die über einen Teich voll pinker Lotus Blumen führt. Der Tempelbereich führt über mehre Stufen und drei Tempeln bis nach oben. Also ja, wieder viele Stufen. Die Aussicht ganz oben war leider durch die vielen Frangipani Bäume versperrt, aber der Eintritt ist kostenlos. Nur das Parken kostet. Von daher lohnt sich ein Stop hier auf jeden Fall.
Übrigens falls ihr damit liebäugelt, doch eine Handtasche, lockere Hose oder sonst eines der typischen Waren in Vietnam zu kaufen, dann ist es in Ninh Binh vergleichsweise günstiger als in Hoi An und Ho Chi Minh City.
Nach unseren ganzen Ausflügen wurden wir mit den verschiedenen Leckereien von dem Besitzer des Lotus Field Homestays erneut versorgt und genossen derweil einen schönen Sonnenuntergang.
Der nächste Tag war unser Abreisetag und den Nachtbus hatte man uns auch schon von der Unterkunft organisiert, aber Zeit für einen weiteren Ausflug blieb noch. Wir duften sogar noch bis abends die Bungalows weiter nutzen. Von dem Aussichtspunkt bei den Mua Caves hatten wir schon einige Boote beobachtet und mit dem Muskelkater vom Vortag stand uns ganz der Sinn nach einer entspannten Bootsfahrt.
Nach kurzer Recherche sind wir auf die Trang An Bootsfahrten gestoßen, was auch super gepasst hat, da diese nicht weit entfernt waren und Kim und Ansgar nach sportlicher Betätigung war. Also sind die beiden mit dem Fahrrad los und wir mit dem Roller hinterher. Nein, uns war nicht nach Sport. Uns haben die 1000 Stufen gereicht.
Deshalb haben wir uns auch wahnsinnig auf die Bootstour gefreut, da diese kleinen Boote in Vietnam üblicherweise von den Fahrern mit sanften Paddelschlägen durch die Flusswindungen geschippert werden. So weit so gut. Wir haben ein kleines Boot für vier Personen zugewiesen bekommen inklusive einer kompetenten Fahrerin.
Mit Entspannung war es leider nicht weit her. Nach der ersten Kurve wurde uns nämlich energisch klar gemacht, dass wir doch bitte zu den Paddeln greifen sollen. Na gut, nicht so schlimm und nach dem ersten Überholvorgang war unser Ehrgeiz auch gepackt das schnellste Boot weit und breit zu sein.
Die Tour führt übrigens durch 9 Höhlen in denen man manchen Felsvorsprüngen so nahe kommt, dass man sich im Boot weit zurück lehnen muss. Die kleinen Kanäle sind malerisch und die Landschaft ist üppig grün zwischen Kalksteinfelsen gebettet. Zwischendurch kann man, wenn man möchte, an kleineren Tempeln aussteigen. Noch ein netter Fun Fact: man kann dort auch die King Kong Filmkulisse besichtigen. Diese Route hatten wir aber nicht gewählt, zugunsten von zusätzlichen Höhlen. Chris, der kleine Filmfreak, hat erst viel später zugegeben, dass die Abstimmung wohl doch nicht einstimmig war. Pech gehabt.
Mit diesem Ausflug ging auch unser Besuch in Ninh Binh zu Ende und wir haben nur noch schnell unsere Mägen in der Monalisa Bar gefüllt. Ein stylisches Restaurant, wenn ihr Lust auf westliches Essen und leckere Smoothies habt.
Eigentlich mussten wir jetzt „nur“ noch zum Busbahnhof kommen. Ein bisschen Aufregung gab es dann aber doch noch. Netterweise hat sich der Sohn unseres Gastgebers dazu bereit erklärt uns mit seinem Wagen zum Busbahnhof im Stadtzentrum zu fahren. Erinnert ihr euch noch von der Anreise her an den Feldweg mit Wassergräben rechts und links? Jap. Genau diese brachten uns ins Schwitzen, da genau auf diesem schmalen Feldweg ein Baustellenfahrzeug liegen geblieben ist und uns den Weg versperrte. Während wir vier ins Schwitzen kamen, war unser Fahrer ziemlich cool. Mittlerweile war es stockfinster, aber er legte ruhig den Rückwärtsgang ein, bis wir eine Stelle zum millimeterweisem Wenden erreichten und fand einen weiteren, noch unebneren Feldweg für unsere Weiterfahrt. So kamen wir doch noch pünktlich beim Busbahnhof an.