2015 hatten wir nach Ende unserer Studienzeit ein bisschen Geld zusammengespart und wollten dieses vor dem Jobeinstieg nochmals für eine Reise verprassen. Weit weg sollte es möglichst gehen und viel weiter weg als Australien geht's halt nicht. So fiel unsere Wahl auf den roten Kontinent. Der Start unseres mehrwöchigen Roadtrips führte uns knapp zwei Wochen durchs Zentrum Australiens. Was du unterwegs erleben kannst, erfährst du hier in unseren Highlights.
Über die Zwischenstopps Dubai und Singapur starteten wir unseren Trip in der nördlichsten Großsstadt Australiens: Darwin. Entgegen vieler Beschreibungen im Internet gefiel uns der Ort von Anfang an richtig gut. Noch ein wenig vom Jetlag geplagt, gönnten wir uns in Darwin drei Tage zum Ankommen. Wir quartierten uns an der Waterfront ein, wo man tagsüber in einem abgesperrten Bereich (außerhalb der Absperrung können Krokodile und Quallen lauern) baden kann und sich abends am Stokes Hill Wharf mit Seafood vollschlemmen kann. Nicht verpassen: Filmfreunde können sich nach Sonnenuntergang im Deckchair Cinema einen Film unter freiem Sternehimmel in Strandliegen anschauen. Die Atmosphäre ist einzigartig.
Gönne dir einen Spaziergang durch den Botanischen Garten und anschließend einen Besuch beim nahegelegenen Burnett House. Dort kannst du bei einer Tasse Tee und leckeren Scones ein wenig britisches Kolonialfeeling verspüren. Von dort hast du auch eine prima Aussicht auf den Mindil Beach. An diesem findet zwischen Mai - Oktober jeden Abend der beliebte Nachtmarkt statt. Streetfood aus aller Welt, ein gewisses Flohmarkt-Flair sowie musizierende Hippies und Backpacker lassen die Zeit hier wie im Flug verstreichen. Verpasse auf keinen Fall den Sonnenuntergang am Strand!
In Darwin mieteten wir uns auch unseren Mietwagen für unsere Reise Richtung Süden: ein Hyundai i10. Ja ok, zugegeben nicht das coolste Gefährt für einen Trip durchs australische Outback. Aber mit unserem Studentenbudget war ein 4x4 Van leider nicht drin und wir kamen für unsere Route auch so ganz gut zurecht :-D.
Mit unserem kleinen Flitzer, Bloody Mary getauft, ging es als erstes in den Kakadu-Nationalpark. Dieses riesige Weltnaturerbe beheimatet eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt und wird seit Jahrtausenden von Aboriginies bewohnt.
Wir haben in Yellow Waters eine zweistündige Bootsfahrt unternommen, auf der wir viele Salzwasserkrokodile (Salties) entdecken konnten. Die fettesten Exemplare können mehrere Meter lang und gut mal eine halbe Tonne schwer werden. Mit diesen Biestern ist also nicht zu spaßen. Ein friedliches dranliegendes, sich sonnendes Saltie hatte sich erst kürzlich einen Saltie-Kollegen als Snack gegönnt, weil es die Tage zuvor nicht anderes zu fressen bekam. Selbst ist das Krokodil... Uns hat gut gefallen, dass auf dieser Tour keine Krokodile gefüttert worden sind, entgegen einiger anderer Touranbieter.
Auf dem Nourlangie Trail kannst du eine schöne Buschwanderung unternehmen. Hier triffst du unterwegs auf viele Felsmalereien der Aborignies. Im Kakadu-Nationalpark wäre ein Allrad tatsächlich von großem Vorteil gewesen. Manche Highlights wie die Gunlom Falls oder die Jim Jim Falls sind nur über unbefestigte Wege erreichbar und fielen für uns deshalb aus.
Weiter südlich, in der Nähe des nächsten "größeren" Ortes Katherine, liegt der Nitmiluk-Nationalpark. Hier schlängelt sich der Katherine River durch die Katherine Gorge, eine mehrere Kilometer lange Schlucht mit bis zu 70 Meter hohen Sandstein Felswänden. Du hast zwei Möglichkeiten, um über den Fluß zu schippern. Zum einen kannst du dich entpannt per Bootstour die Schlucht runterfahren lassen. Oder aber du nimmst den Antrieb selbst in die Hand und leihst dir ein Kajak. Damit kannst du die Schlucht entlangpaddeln und unterwegs an verschiedenen Ausstiegsmöglichkeiten eine Pause mit wunderbarer Aussicht genießen.
Wer dabei ein Krokodil entdeckt braucht übrigens nicht gleich um sein Leben fürchten. Hier in der Gorge tümmeln sich hauptsächlich nur Freshies. Freshies sind Süßwasserkrokodile, deutlich kleiner als ihre großen Saltie-Brüder, in der Regel auch eher scheu und für den Menschen ungefährlich. Die Tierchen ärgen und damit agressiv machen, sollte man besser trotzdem nicht ;).
Auch zu Fuß kannst du hier einiges unternehmen. Wir haben einen kleinen Aufstieg zum Baruwei Lookout unternommen, von wo aus man einen tollen Ausblick über den Canyon hat.
Von Katherine geht es auf dem Stuart Hwy weiter ins rote Herz Australiens. Ab hier ist wirklich der Weg das Ziel. Lohnenswerte Stops gibt es auf der langen Strecke durchs Outback aber trotzdem einige.
In Mataranka etwa lohnt sich ein Sprung in die Mataranka Hot Springs. Diese kristallklare Thermalquelle schlängelt sich in schönsten Türkistönen durch den Wald und hat ziemlich konstant eine Wassertemperatur von 34 Grad Celsius. Heiße Quellen also? Im australischen Outback? Sollte man nicht lieber nach der ersten Erfrischung Ausschau halten? Tja, auch im Outback kann es frisch werden, in den dortigen "Wintermonaten" (also dem deutschen Sommer) nachts und morgends sogar nur knapp über 0 Grad. Da ist das Aufwärmen in diesen Quellen also mehr als angenehm.
In Daily Waters solltest du dem Daily Waters Pub einen Besuch abstatten. Gruselige Horrorgeschichten über Mord und Schießereien ranken sich um diese urige Location, die in den 30er Jahren für die damals ansässigen Siedler öffnete. Heute ist der Pub bei Touristen sehr beliebt und wird von diesen reichlich beschenkt. Die Gaben werden natürlich auch sehr dankbar im Pub präsentiert und so kleben unter anderem Geldscheine aus aller Welt an der Wand, während BH's von der Decke baumeln. Für ein kühles Bierchen zwischendurch auf jeden Fall ganz nett ;).
Irgendwann, wenn du dich dran gewöhnt hast, dass rechts und links nichts spannendes neben der Straße auftauchen wird, erscheinen wie von Gottes Hand große Steinkugeln am Straßenrand. Sagte ich Gottes Hand? Ich meinte natürlich des Teufels Hand. Die Devil's Marbles sehen tatsächlich wie ein riesiger Spielplatz aus, an dem sich riesige Gestalten vergnügt haben. Wieso genau sich diese meterhohen Granitkugeln wie von Teufelshand gestapelt an diesem Ort befinden, weiß man nicht so recht. Auf jeden Fall laden hier verschiede Wanderwege und ein Campingplatz inmitten des Areals zum Verweilen ein. In den Farben der Morgen- und Abenddämmerung lassen sich hier darüberhinaus tolle Fotos schießen.
Nach gut 1.200 km von Katherine aus gelangten wir schließlich zur einzigen Stadt im Zentrum Australiens, die diesen Namen verdient: Alice Springs. Die Stadt selbst ist nicht besonders schön, bietet aber doch einige interessante Anlaufpunkte. Einen Blick auf die Stadt mit schöner Aussicht bekommst du vom zentral gelegenen Anzac Hill, auf den du sowohl hinauf laufen als auch fahren kannst. Beim Royal Flying Doctor Service erfuhren wir auf interessante Weise, wie die medizinische Versorgung im dünn besiedelten Outback Australiens sichergestellt wird.
Unser Tipp: etwas außerhalb der Stadt liegt eine alte Telegrafenstation, die heute zu einem Museum umfunktioniert wurde. Hier erfährt man einiges über das frühere Leben der Siedler und den Anfängen der ersten Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den australischen Kolonien und Großbritannien. Auch die dunkle Geschichte von Alice Springs wird beleuchtet. Die Telegrafenstation diente zeitweise als "Kinderheim" für Mischlingskinder, die gewaltsam ihren Aboriginie-Müttern entrissen wurden. Da Geschichte in Australien leicht zu kurz kommen kann - nicht verpassen.
Naturfreunde können einen oder auch mehrere Tage in den umliegenden MacDonnell Ranges verbringen. Der Gebirgszug besitzt mehrere Canyons, bzw. Ranges, die infrastrukturell gut erschlossen sind und zu schönen Wanderungen einladen.
Jeder Tourist in Alice Springs kommt aber natürlich nicht nur der Stadt wegen her, sondern weil er ein bestimmtes Ziel, noch weiter im Landesinneren gelegen, vor Augen hat. Der Uluru, von den Kolonialisten zum Ayers Rock umgetauft, ist das Ziel jeder Roadtripträume durch Australien.
Um diesen magischen roten Felsen hat sich Yulara gebildet, ein kleines, von Touristen vollgestopftes Dorf. Hier kannst du dir Ausflüge jeglicher Art organisieren, egal ob per Kamel, Helikopter oder zu Fuß.
Wer nicht zahlen will, kann an dem täglich von einem Ranger durchgeführten Mala Walk teilnehmen. Dieser Walk führt dich ein großes Stück direkt am Felsen entlang, wobei der Ranger einiges der Geschichte des ca. 350 Meter hohen Sandsteinfelsen erläutert. Dabei erfährt man auch, welch immens spirituelle Bedeutung dieser für die Aboriginies hat. Nach jahrelangem Kampf zwischen ihnen und den Behörden haben die Aboriginies nun erreicht, dass man ab Oktober 2019 den Felsen nicht mehr besteigen darf. Zurecht, wie wir finden.
Freunde der Fotografie sollten zudem den Sunset- und Sunrise-Viewpoint beim Wort nehmen. Beim Sunset-Viewpoint stehst du bei Blick auf den Felsen mit dem Rücken zur Sonne, so dass diese beim Untergehen den Stein in einem immer stärker leuchtenden roten Licht erscheinen lässt. Der Sunrise-Viewpoint gewährt dir einen Blick auf den Uluru, mit direkt dahinter aufgehender Sonne. Tolle Bilder sind bei beiden Lookouts garantiert!
Ganz in der Nähe befindet sich Kata Tjuta, in westlichen Hemisphären oft auch die Olgas genannt. Gäbe es den Uluru nicht, würde diese Ansammlung aus plötzlich aus dem Boden herausragenden Felsen wohl eine viel größere Bedeutung erfahren. Sie sind fast genauso schön wie der berühmte Nachbar und es gibt mehrere Wanderwege, die sich durch sie hindurchschlängeln.
Wir hatten insgesamt drei Tage, bzw. zwei Übernachtungen für Uluru & Kata Tjuta eingeplant und es war jeden Moment wert. Der Moment, wenn man diesen Felsen, der Inbegriff jeder Australien-Sehnsüchte, zum ersten Mal live und in Farbe (und in was für einer!) erblickt, ist wirklich magisch. Ein mehr als grandioser Abschluss unserer 10 Tage im roten Herzen Australiens.