Zum Abschluss unserer Vietnamreise stand nochmal eine Großstadt auf dem Programm. Ho Chi Minh City, ehemals Saigon genannt, besucht man nicht unbedingt seiner Schönheit wegen sondern der Möglichkeit für Ausflüge ins Mekong Delta oder weil man mehr über den Vietnamkrieg erfahren möchte.
Ho Chi Minh City ist riesig und unübersichtlich. Trotzdem sind wir durch die Stadt den ersten Tag zu Fuß gelaufen. Gestartet sind wir in der Bu Vien Straße. Diese soll die Khao San von HCMC sein. Da wir nur tagsüber dort waren, hat sich das Flair für uns nicht erschlossen. Die meisten Bars hatten noch geschlossen.
Durch ein paar Parks sind wir bis zum Vietnam Kriegsmuseum gelaufen (siehe dazu unten mehr) und von dort aus weiter zur Notre Dame Kathedrale. Die Kirche und der Platz davor sind ein ruhiges Fleckchen Erde in der sonst so hektischen Stadt. Die Kathedrale und die Marienstatue davor sind wirklich hübsch, auch wenn wir sie nur von außen bewundern durften.
Noch schöner fanden wir das gleich nebenan gelegene Hauptpostamt. Mit seiner gelben Fassade, weißem Stuck und den grünen Metallarbeiten strahlt das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert einen nostalgischen Charme aus. Innen empfängt einen eine große Halle mit hohen gotischen Decken, viel dunkles Holz und schöne, gemalte Landkarten. Hinter den polierten Postschaltern sitzen noch heute viele geschäftige Postmitarbeiter. Wir haben natürlich auch gleich Postkarten von dort versendet. Uns hat das Postamt eher an einen Bahnhof aus vergangener Zeit erinnert. Dieses Gebäude würden wir bei einer Stadtbesichtigung nie auslassen, da wir uns in eine andere Zeit zurückversetzt fühlten.
Auf der Jagd nach FlipFlops, einem Gürtel und einer kleinen Umhängetasche sind wir nach kurzer Internetrecherche im Cho Binh Tay Markt gelandet. Er liegt etwas außerhalb und ist doch sehr chaotisch, wuselig und na ja, wie sollen wir sagen, geruchsintensiv. Vor allem rund um die Fisch- und Fleischstände. Es gibt hier natürlich auch neben Lebensmitteln den üblichen Krimskrams und allerlei rund um das Thema Bekleidung.
Manch einer mag sagen, das sei authentisch, wir empfehlen euch aber lieber den deutlich aufgeräumteren Cho Binh Thanh Markt aufzusuchen.
Es könnte auch vielleicht sein, dass wir bei unserer Recherche die beiden Namen verwechselt haben...
Ein weiterer Pluspunkt für den Cho Binh Thanh Markt ist, dass dort in der Nähe auch der der Food Court „Ben Thanh Street Food“. Wir sind eher zufällig nach der Tour zu den Cu Chi Tunneln (s.u.) auf ihn gestoßen, da das Reisebüro gleich um die Ecke lag.
Die Essenspause war sehr willkommnen, da wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten.
Es gibt dort jede Menge leckerer Gerichte zur Auswahl. Wir hatten die Qual der Wahl, da nicht nur die typischen vietnamesischen Gerichte zur Auswahl standen sondern auch Internationales und Fusionsküche. Und alles, wirklich alles sah richtig lecker aus.
Während sich Kim und Ansgar eher auf die Thailändische Küche mit Pad Thai und Mango Sticky Rice stürzten, haben wir uns einen Beef Bun und Banh Khot geteilt. Der Beef Bun bestand aus saftigem Rindfleischfetzen und einen sehr weichen Brotteig, den wir nicht einordnen konnten. Er war lecker, aber nichts was wir nicht schon einmal gegessen hatten.
Banh Khot hingegen stand schon länger auf unserer Probierliste. Ho Chi Minh City ist für diese herzhaften Mini-Pfannkuchen bekannt. Der Teig schmeckt schon fast wie ein Omelette und jeder Mini-Pfannkuchen war anders herzhaft belegt. Vielleicht lag es am Anbieter, aber für uns war der Eigeschmack etwas zu viel.
Zu Fuß durch HCMC zu laufen, machen wirklich nur Touristen. Wir waren deshalb oft die einzigen auf der Straße. So haben wir aber einige leckere Eiskaffees getrunken, Ansgar und Chris spielten kurz den Reisträger und wir sind letztlich bei einem sehr stylischen und, was wichtiger ist, leckerem Restaurant gelandet.
Ich weiß nicht, wie es bei euch war, bei uns wurde der Vietnamkrieg nicht gerade in der Schule thematisiert. Unser Wissen war also entsprechend lückenhaft.
Deshalb haben wir uns in den wenigen Tagen in HCMC auf das Vietnam War Museum und die Cu Chi Tunnel beschränkt.
Macht euch beim Kriegsmuseum auf ein paar sehr verstörende Bilder gefasst. Über mehrere Etagen wird die komplette Kriegsgeschichte anhand von Schildern erklärt. Am meisten Eindruck hat der Museumsbereich hinterlassen, der nur aus Fotos von Kriegsjournalisten besteht. Deren Fotografien fangen so viel Verzweiflung in den Gesichtern der Bevölkerung ein und fast jedes Foto hat seine ganz eigene Hintergrundgeschichte, die man Nachlesen kann. Alles, was wir gesehen haben hat uns sehr betroffen gemacht und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Plant also gut 3 bis 4 Stunden ein. Wir haben uns wirklich Zeit gelassen und trotzdem nicht alles lesen können. Das Museum sollte während einer Vietnamreise definitiv nicht ausgelassen werden.
Die Tunnel von Cu Chi sind ein weiterer Pflichtpunkt, den man ausgehend von HCMC besuchen kann. Dort bekommt man eindringlich die Guerilla Kämpfe der Viet Cong näher gebracht und die Hintergründe erklärt.
Es handelt sich hierbei um ein Freilichtmuseum auf dem originalen Schauplatz und alles wird anhand von Exponaten sehr anschaulich erklärt.
Es ist also unvermeidlich bei der Vorbereitung einer Vietnamreise, dass man über dieses Ausflugsziel stolpert. Leider gibt es im Netz einige unschöne geschmacklose Bilder von Touristengruppen, die lustige Selfies mit Todesfallen schießen oder auch auf einem Panzer herum klettern. Deshalb war es uns wichtig, nicht eine x-beliebige Tour in einem der zahllosen Reisebüros zu buchen sondern eine wirklich seriöse. Leider gibt es auch hier unzählig unseriöse Reisebüros.
Seid also vorsichtig bei der Auswahl und recherchiert ein bisschen vorne weg. Wir haben letztlich über Get-Your-Guide eine Tour am Vormittag gebucht. Ausschlaggebend für uns waren die vielen guten Bewertungen auf TripAdvisor.
Die Recherche hat sich wirklich gelohnt und die Tour war ist 13€ pro Person auch nicht besonders teuer.
Unsere Tour Guide(in) Vu hat uns bereits auf der Busfahrt viel zum geschichtlichen Hintergrund und auch Allgemeines über Vietnam erzählt. Außerdem gab es einen kurzen originalen Propaganda-Film der Viet Cong aus der damaligen Zeit.
Zu den Cu Chi Tunneln fährt man gut zwei Stunden, deshalb denken wir, dass eine geführte Tour die beste Option ist.
Man kann aber auch selber hinfahren. Was uns nicht so gut gefallen hat, aber Geschmacksache ist, dass wir für die Toilettenpause bei einer Kunstwerkstatt angehalten haben. Leider hatte dies den Charakter einer kurzen Verkaufsveranstaltung und wir sind uns nicht sicher, wie legitim das Ganze war. Diese Werkstätten gibt es aufgrund einer Regierungsinitiative für die Opfer von Agent Orange. Aus Eierschalen werden unter hohem manuellen Aufwand schillernde Bilder mit klassischen vietnamesischen Szenen hergestellt, die man natürlich erwerben kann.
Angekommen bei den Cu Chi Tunneln hat Vu für uns alles sehr gut organisiert. Sie selbst hat auch die Führung übernommen und dabei die Ernsthaftigkeit des Themas nicht aus den Augen gelassen. Schließlich bewegt man sich auf einem Gelände auf dem viele Menschen ihr Leben gelassen haben.
Uns wurde gezeigt, wie der Guerilla Krieg der Viet Cong organisiert war und wie die lokale Bevölkerung dabei unterstützt hat. Die Amerikaner und deren Base Camp war von einem Tunnelsystem umgeben, dass wahnsinnig ausgetüftelt und sehr schwer aufzuspüren war. Enge, schmale Tunnel, versteckte Landminen und jede Menge tödlicher Fallen wurden uns gezeigt. Die Viet Cong haben sich viele der Materialien der Amerikaner zu Nutze gemacht und für deren eigene Zwecke verwendet. Beispielsweise Sandalen aus alten Autoreifen, die durch den Zuschnitt der Sohle nicht die Richtung der Fußspuren verraten haben.
Wir haben uns auch in einem der Verstecke versteckt, haben aber vor der kurzen Passage durch die Tunnel, die man als Tourist betreten darf, gekniffen. Chris war schon 2008 bei den Cu Chi Tunneln und hat die kurze Strecke durch die Tunnel zurück gelegt. Leider, trotz Guide, nicht auf dem vorgeschriebenen Weg sondern er und sein Kumpel haben die Gruppe aus den Augen verloren und eine falsche Abzweigung genommen. Alleine, im Dunkeln und in Unkenntnis des Irrtums sind sie schließlich aus einem Erdloch mitten im Dschungel gekrochen. Dann hieß es warten. Eine halbe Stunde später kam der aufgeregte Guide zu den beiden und wies ihnen den Weg zurück.
Mit dieser Geschichte im Hinterkopf war es uns persönlich doch zu mulmig nochmal die Tunnel zu betreten.
So interessant wir die Tour auch fanden, gibt es doch einen negativen Punkt für uns. Es ist zwar optional und kostet extra, aber man kann auf dem Gelände mit den Waffen seiner Wahl schießen üben. Warum man das ausgerechnet auf diesem Gelände, auf dem so viel Leid geschehen ist, anbieten muss, bleibt uns ein Rätsel. Die Gewehrschüsse waren ohrenbetäubend laut und wir waren froh, als die Tour endlich weiter ging. Mal von letzterer Geschmacklosigkeit abgesehen, war der Ausflug äußerst lehrreich und wir würden diesen jedem weiterempfehlen.
Da HCMC unser letzter gemeinsamer Zwischenstopp in Vietnam mit Kim und Ansgar war, musste am letzten Abend etwas besonderes her. Also zogen wir unsere jeweils besten Sachen an, was gar nicht so einfach ist, wenn man mit dem Backpack unterwegs ist, und zogen los. Roof Top Bars in Asien sind generell immer ein toller Anlaufpunkt, um zu feiern, wie wir finden. In HCMC haben wir uns deshalb die Chill Sky Bar ausgesucht mit spektakulärer Aussicht auf die Stadt und, zugegebener Maßen, relativ teuren Cocktails. "Leicht" beschwipst in luftiger Höhe war dies auf jeden Fall ein würdiger Ausklang unserer gemeinsamen Zeit.
Gewohnt haben wir vier in einer wunderschönen AirBnB Wohnung in dem Wohnkomplex Vinhomes Central Park. Der Wohnkomplex ist zwar etwas außerhalb gelegen und man braucht ein Taxi in die Innenstadt. Mit Grab und Co. Ist die Fahrt in die Innenstadt aber erschwinglich.
Wir haben es dort geliebt, da wir für wenig Geld alle Annehmlichkeiten auf einem großzügigen Gelände hatten. Es war so schön abends im Park auf der Wiese zu sitzen und zu beobachten, wie alle Anwohner die kühlere Luft im Park genossen und Kinder auf der großen Rasenfläche tobten. Wir selbst sind beim Drachensteigen für ein kleines Mädchen auch außer Atem gekommen.
Unser Fazit zu Ho Chi Minh Stadt ist, dass man die Stadt zwar nicht lieben muss, aber sie dennoch schätzen sollte, da man hier viel über die Geschichte von Vietnam lernen kann. Es ist viel eindringlicher, wenn man Geschichte hautnah erlebt. Wenn ihr also nach HCMC kommt, dann geht nicht nur shoppen (das kann man hier auch sehr gut) sondern widmet zumindest einen Tag der Geschichte dieses schönen Landes.
Nun hieß es trauriger Weise Abschied nehmen von unseren treuen Reisegefährten Kim und Ansgar. Es war so schön mit euch und wir vermissen euch und die gemeinsamen Lacher jetzt schon.
In Ho Chi Minh City endet unsere Vietnamreise und es ging für uns mit dem Bus weiter nach Kambodscha.