Kein Besuch von Kambodscha sollte ohne zumindest einen Tag auf dem Gelände von Angkor enden. Die Tempel sind zwar eine touristische Hauptattraktion, aber wirklich zu eindrucksvoll, um diese auszulassen.
Nicht nur, wenn man auf historische Ruinen steht sondern weil diesen Tempeln im Dschungel wirklich ein ganz einiger Zauber inne wohnt. Saftig grünes Moos auf jahrhundertalten Steinen und dazu Dschungelgeräusche.
Viel weiß man nicht über die ehemalige Khmer Metropole aus dem 9. - 15. Jahrhundert, da es keine schriftlichen Zeugnisse mehr gibt. Lediglich Inschriften auf den Tempeln und Überlieferungen von Handelspartnern sind bis heute geblieben. Wenn man sich vorstellt, dass zu Hochzeiten 1 Mio. Menschen dort gelebt haben, wird man ganz ehrfürchtig. London hatte vergleichsweise "nur" 40.000 Einwohner im gleichen Zeitraum.
Wir haben die kleine Tempelroute gewählt, die einem an allen Highlights vorbei fährt. Wie man den Tag am besten organisiert, dazu unten mehr.
Unser Tuk Tuk Fahrer hat uns um 04:30 Uhr im stockfinsteren vom Hotel abgeholt. Das hieß für uns um 04:00 Uhr aufstehen und mit klitzekleinen Augen in der Hotellobby und dem Frühstückspaket in der Hand warten. Dann ging es los. Draußen empfing uns eine angenehm kühle Luft und, obwohl wir schon mal dort waren, stieg unsere Aufregung oder besser gesagt Vorfreude, auf den Tag
Das Ticket hatten wir glücklicherweise schon am Vortag gekauft, da wir so als Bonus den Sonnenuntergang von einem der Tempel aus sehen durften, obwohl das Ticket erst am nächsten Tag Gültigkeit hatte. Zumindest haben wir dies versucht, denn die Sonne versteckte sich hinter dicken Wolken und zeigte sich nicht. Deshalb hier kein Tipp zum besten Sonnenuntergangsbeobachtungspunkt. Wir wissen es schlicht nicht.
Aber zurück zu unserer Tagestour. Wir wissen, dass es mittlerweile eine gespaltene Meinung zum Sonnenaufgang über dem Haupttempel Angkor Wat gibt. Das bekannte Fotomotiv am Seerosenteich ist am frühen Morgen wohl nicht für jeden idyllisch. Ja, man steht am Ufer des Teichs eng an eng mit vielen Touristen, ABER, hat man das Glück einen bunten Sonnenaufgang über dem Tempel zu erleben, dann weiß man, wofür es sich gelohnt hat, so früh aufzustehen.
So soll es angeblich sein. Wir hatten bei beiden Reisen das Pech keinen spektakulären Sonnenaufgang zu erleben. Es wurde einfach hell. Macht aber nichts.
Das Erlebnis im stockfinsteren über Stege ins Tempelinnere zu laufen, nicht zu wissen, wie es um einen tatsächlich aussieht und nur Schemen zu erkennen, am Teich aufgeregt zu warten und wie dann endlich die Tempelsilhouette sichtbar wird, ist einmalig und haben wir so nicht wieder erlebt.
Ist es erstmal hell, dann erkunden natürlich alle das Innere der Tempelanlage. Über viele Treppen, durch offene Galerien und vorbei an hübschen Apsara Tänzerinnen geht es auf den höchsten Punkt des Tempels. Man muss schon ein bisschen schwindelfrei für den Aufstieg über die steile Treppe sein. Oben angekommen entschädigt einen aber die Aussicht allemal und man erkennt erst so richtig die Symmetrie des ganzen Tempels.
Wir verbringen dort immer relativ viel Zeit und genießen die Aussicht. Dies hat den Vorteil, dass viele andere Touristen bereits vor einem weiter gezogen sind. Somit fällt man immer weiter hinter der Hauptmasse zurück und erlebt die Tempel zunehmend ungestörter.
Vom Haupttempel aus geht es durch das Stadttor hinein nach Angkor Thom. In dessen Mitte thront der Tempel Bayon. Dieser ist ein imposantes Bauwerk, was einem auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird.
Mit einem milden Lächeln, dass kleine Spuren von Wahnsinn enthält, blicken ca. 200 Gesichter auf die tagtäglichen Besucher herab. Hier staut es sich gerne mal ein bisschen, da die vielen Ebenen durch die zig Türme sehr verwinkelt sind. Da die Reliefs in dieser Häufung einzigartig sind, sollte man Bayon keinesfalls auslassen.
Man will ja auch nicht ohne Selfie zusammen mit einem der Gesichter nach Hause gehen.
Vor dem Baphoun Tempel sind wir bisher jedes Mal auf kleine Affen gestoßen. Mal größere, mal kleinere. Je niedlicher diese erscheinen, desto dreister sind sie für gewöhnlich auch. Also haltet Sonnenbrille, Hüte und eigenes Essen möglichst fest. Sonst sind die schneller weg als ihr gucken könnt.
Den Baphuon Tempel zu besteigen ist nochmal ziemlich schweißtreibend. Aber bloß nicht drum drücken. Es geht über einige sehr steile Treppen nach oben, wo einem der Wind um die Nase weht. Von ganz oben hat man eine wunderschöne Aussicht auf Angkor Thom.
Hat man sich an der Aussicht satt gesehen, dann steigt man an der Rückseite wieder hinab. Jetzt hat man die Wahl direkt wieder zur Straße zu laufen oder man macht es so wie wir und schaut sich den Pfad an, der in den „Dschungel“ hinein führt.
Die meisten Touristen schenken dem kleinen Spazierpfad an der Rückseite des Baphuon keine Beachtung und so bietet sich aktuell noch die Möglichkeit den Touristenmassen für eine Weile aus dem Weg zu gehen.
Folgt man diesem Pfad (keine Sorge, er ist bis zum Schluss immer ausgeschildert) und lässt die Elefantenterrasse rechts liegen, dann läuft man für ca. 30 min unter saftig grünen Blättern entlang, lauscht in den Dschungel und stolpert nebenbei über kleine verlassene Tempel.
Dort entlang zu schlendern gehört zu unseren Lieblingsmomenten in Angkor. Bei uns hat es angefangen leicht zu regnen und letztlich waren wir für längere Zeit die einzigen Touristen weit und breit. So schön.
Aber Achtung: nicht jeder Tuk Tuk Fahrer erwartet, dass ihr diesen Weg einschlagt. Wir haben dort so lange getrödelt und zig Fotos geschossen, dass unser Tuk Tuk Fahrer nervös wurde und uns schon gesucht hat. Vielleicht sprecht ihr euch vorher mit ihm besser ab.
Um die Elefantenterrasse doch noch zu sehen, müsst ihr dann nochmal ein Stück zurück gehen.
Wir haben diese Tour ja nun schon zum zweiten Mal gemacht und jedes Mal fährt man zu zwei Tempeln, die sich gegenüber stehen. Wir denken es waren Thommanon und Chau Say Tevoda. Es war bereits 14 Uhr und unsere Mägen hingen durch. Wir hatten zu lange auf dem Dschungelpfad getrödelt. Diese zwei kleinen Tempel sind wir deshalb nur schnell von außen anschauen gegangen. Mehr aus Respekt vor den Tempeln als aus wirklicher Faszination. Aber man will ja nicht nach Bayon und Co. kleinere, auch schöne Tempel verschmähen.
Danach ging es aber tatsächlich in eines der Restaurants. Diese haben zwar längst nicht die Qualität der Restaurants in Siem Reap, aber übertreffen diese um Längen bei den Preisen. Vielleicht packen wir uns das nächste Mal einfach noch ein Lunchpaket ein.
Seit Angelina Jolie als Lara Croft durch diesen Tempel gestapft ist, hat der Touristenandrang nochmal stark zugenommen. Bekannt in aller Welt ist er für die markanten Bäume, die sich Stück für Stück den Tempel einverleibt haben. Diese riesigen Wurzeln umschlingen die Mauern, bahnen sich ihren Weg hindurch und müssen heute teils von Gerüsten gestützt werden, damit Ta Prohm auch stehen bleibt.
Versucht den Besuch so weit wie möglich nach hinten zu schieben, da es hier viele enge Gänge gibt. Vor allem am frühen Nachmittag ist es hier brechend voll. Leider strömen hier auch die Reisegruppen samt Schirm und Fähnchen hindurch. Das Gequetsche macht wirklich keinen Spaß und wir werden es nie verstehen, warum zwei neben einander stehende Menschen sich bei einer normalen Unterhaltung fast anschreien müssen. Da geht das Flair schnell verloren.
Ta Prohm ist trotzdem den Besuch wert. Denn nur hier sieht man noch, wie die meisten Tempel vorgefunden wurden, als man sie für die Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Es ist krass zu sehen, wie sich die Natur ihr Terrain zurück erobert.
Noch ein Tempel? Nee, Kloster! Also gut. Ein letzter Tempel, äh Kloster, um kurz vor 5 Uhr ist noch drin. Banteay Kdei haben wir diesmal zum ersten Mal besucht. Es ist sehr schön schattig dort und wenige Touristen verirren sich dahin. Markant ist hier die lange Süd/Nord-Achse über die man durch viele Torbögen läuft. Chris und ich haben es hier geliebt ein bisschen mit der Kamera zu spielen.
So ging der lange Tag in Angkor zu Ende, ohne auch nur annähernd alle Gebäude gesehen zu haben.
Was uns diesmal auch besonders positiv aufgefallen ist, dass nicht mehr so viele Kinder unterwegs sind, um den Touristen Sachen zu verkaufen. Man möchte ja eigentlich jedem helfen, aber durch einen Kauf unterstützt man leider nur, dass die Kinder die Schule schwänzen und lieber für die Eltern etwas dazu verdienen.
Bei uns waren erst am späten Nachmittag wieder vermehrt Kinder unterwegs. Wahrscheinlich weil dann die Schule aus war.
Wir sind einfach verliebt in diese Tempelanlage und werden nicht zum letzten Mal dort gewesen sein. Deshalb hier noch ein paar Tipps.
Ausgangspunkt für den Besuch ist Siem Reap. Dort angekommen merkt man schnell, dass alles in dieser Stadt auf den Besuch der Tempel ausgerichtet ist und die meisten Touristen nur für zwei bis maximal drei Nächte dort verbleiben. Deshalb ist auch überhaupt nicht schwierig den Besuch zu organisieren. Jede Unterkunft hilft gerne weiter.
Für das Tempelgelände benötigt man als Tourist ein Eintrittsticket, dass für einen Tag 37 USD pro Person (Stand: Juli 2019) kostet. Für einen Drei-Tagespass zahlt man aktuell 62 USD und für eine ganze Woche 72 USD.
Jeder der noch nicht dort war und nicht unbedingt Hobby Indiana Jones ist, dem sollte ein Tagesticket ausreichen. Inkludiert ist hierbei den Sonnenuntergang am Vortag zu bestaunen (es gibt mehrere geeignete Tempel) und natürlich der Eintritt am eigentlichen Tickettag. Vorteil wenn man die Sonnenuntergangsoption nutzt ist, dass man bereits das Ticket für den nächsten Tag erworben ab. Man muss also am Haupttag nicht mehr anstehen. Das Ticketcenter überrascht einen übrigens mit großer Modernität und die Tickets werden sogar mit einem Foto des Besuchers gedruckt.
Wir waren im Rahmen eines Tagestickets nun schon zweimal dort und wir werden sicherlich nicht das letzte Mal dort gewesen sein. Jedoch bereuen wir es ein bisschen beim zweiten Mal nicht doch den Drei-Tagespass erworben zu haben. Man kann dann auch die kleinen Tempel in aller Ruhe besuchen.
Es gibt um das Tempelgelände zu erkunden im Prinzip drei Möglichkeiten: Taxi, Tuk Tuk, Elektroroller, Fahrrad.
Das wohl gängigste Fortbewegungsmittel ist das Tuk Tuk. Meist spricht einen sogar schon der Taxi Fahrer vom Busbahnhof oder Flughafen auf der Fahrt ins Hotel an, ob er einen nicht im Tuk Tuk durch Angkor fahren darf. Bei uns war es beide Male so und wir sind damit gut gefahren.
Wir haben für den ganzen Tag diesmal 30 USD zzgl. Trinkgeld gezahlt. Wenn man bedenkt, dass er einen den ganzen Tag von Tempel zu Tempel bringt, ist es angemessen. Der Fahrer kennt die große und die kleine Tempeltour und weiß genau, wo er einen absetzen und wieder abholen muss. Hat man einen Tuk Tuk Fahrer ist bereits alles geregelt. Zur Mittagszeit setzt er einen auch bei einem der Restaurants ab. Hier muss man aber wissen, dass diese vergleichsweise überteuert sind.
Leider sind wir auf ihn erst nach unserem Tuk Tuk Ausflug gestoßen sonst hätten wir ihn uns diesmal sicherlich geschnappt. Warum wir dies nicht vorher recherchiert haben, wo wir doch sonst so gerne in Asien Roller fahren?
Na ja, bei der Recherche vorab stößt man immer wieder auf Warnhinweise, dass die Polizei ausländische Touristen auf Motorrollern sehr oft auf den größeren Straßen aus dem Verkehr zieht und nicht weiter fahren lässt. Internationaler Führerschein hin oder her. Damit wäre der Tempelausflug erst mal erledigt und die Laune sicherlich im Keller.
Jedes Hotel rät einem zudem ab, mit dem Roller selbst zu fahren.
Wir meinen jetzt erfahren zu haben wieso das so ist. Normale Motorroller sollen nicht auf dem Tempelgelände die Luft verpesten. Dies gilt aber nur für Touristen, da die anwohnende Bevölkerung zum Teil auf dem riesen großen Gelände wohnt und der Motorroller auch in Kambodscha Hauptfortbewegungsmittel ist.
Der umweltfreundlichere Elektroroller soll, laut Rollerverleih, deshalb kein Problem sein. Selber getestet haben wir dies noch nicht, deshalb ohne Gewähr. Beim nächsten Mal werden wir uns bestimmt einmal einen Roller schnappen.
Es klingt so romantisch oder? Einfach aufs Fahrrad setzen und los. Brise im Gesicht und ganz ab vom Touristenstrom die Tempel erkunden. Hmmm, wenn man sehr trainiert ist oder sich auf bei größerer Anstrengung gerne bis zum Schluss durchbeißen kann, dem empfehlen wir es.
Es ist aber so, dass man bereits sehr früh aufstehen sollte, um nicht nur den Sonnenaufgang über Angkor Wat zu bestaunen sondern auch um der Hitze zu entgehen. Das heißt man ist um 4 Uhr morgens schon mal sehr müde.
Man fährt außerdem auch schon eine gute halbe Stunde mit dem Tuk Tuk zum Angkor Wat Haupttempel. Die Wege sind meist nur Sand- /Schotterpisten und die Distanzen nicht wirklich kurz. Dann wäre dann noch die Hitze ab 11 Uhr und die spontanen Regenschauer in der Regenzeit. Ach ja und auf die Tempel will man dann ja auch noch klettern.
Es ist sicherlich nicht der anstrengendste Ausflug aller Zeiten, aber will man sich wirklich diese Anstrengung antun?
Wir waren auch so schon immer sehr müde am Ende des Tagesausfluges und meist erst gegen 17 Uhr zurück im Hotel. Das heiß Tempelbesteigen, treppauf, treppab von ca. 11 Stunden je nach Muße.
Es ist aber bestimmt eine kostengünstige Alternative, wenn man am zweiten oder dritten Tag unterwegs ist und sich die Haupttempel schon angeschaut hat.