Tiere. Ein wenig das "echte" Afrika erleben. Das waren so ziemlich all unseren Kriterien, die wir uns für unseren anstehenden Urlaub im August 2017 vorgegeben hatten. Nachdem wir in gut 2 Wochen Namibia noch eindrucksvolle Landschaften, herzliche Landsleute und super leckeres Essen (wenn man Fleisch mag) on top dazu bekamen, stand für uns fest, dass dieses tolle Land nicht zum letzten Mal mit uns Bekanntschaft gemacht hat. Was wir auf unserem Roadtrip durch Namibia erlebt haben, wollen wir dir hier zeigen.
Nach einem knackigen Direktflug (10 Stunden) mit Condor von Frankfurt nach Windhoek ging es für uns als erstes zur Autovermietung direkt am Flughafen. Ein paar Formalien und ein 5-minütiges Einweisevideo über die Straßenregeln und -verhältnisse Namibias später sind wir im stolzen Besitz eines 4x4 Dacia Dusters. Ein Allrad, bzw. SUV, ist in Namibia nicht zwingend notwendig, die bekannten Hotspots werden auch mit einem Kleinwagen erreicht. Seid euch aber bewusst, dass viele Straßen (auch Hauptverkehrswege) nicht asphaltiert sind, euer Rücken dankt euch die bessere Federung eines SUV also sicher. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil eines SUV: die höhere Sitzposition sorgt für deutlich bessere Möglichkeiten bei der Tierbeobachtung aus dem Auto, insbesondere im Etosha-Park, wo sich oftmals mehrere Autos versammeln, wenns was Spannendes zu beobachten gibt. Solltest du einen Campingtrip machen, so wirst du von deiner Autovermietung mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit sowieso einen Toyota Hilux bekommen, der all diese Annehmlichkeiten vereint.
Durch die Lage im tiefen Süden Afrikas ist Namibia ganzjährig nie zu kalt und nie zu heiß und daher immer angenehm zu besuchen. Tagsüber liegen die Temperaturen immer zwischen 20 und 30 Grad, nachts jedoch kühlt es in Namibia zwischen Mai und August deutlich ab und die Temperaturen liegen nur im einstelligen Bereich. Trotzdem gilt diese Zeit als etwas geeigneter für einen Besuch, da in diesem Zeitraum auch die trockenste Zeit des Jahres liegt. Während der Regenzeit fällt zwar auch nicht so viel Regen, dass dieser einen wirklich in den Plänen beeinflussen kann, jedoch bringt der Regen noch einen ganz anderen Aspekt mit sich. Das viele Wasser führt nämlich dazu, dass die Tiere nicht mehr auf bestimmte Wasserlöcher zurückgreifen müssen, welche auch in der Trockenzeit noch gefüllt sind, und können daher viel weiträumiger durchs Land streifen, ohne sich Gedanken über die nächste Wasserquelle machen zu müssen. Durch diese Verteilung konzentriert sich das Tiergeschehen eben nicht mehr an bestimmten Punkten und die Chancen für Tierbeobachtungen sinken daher für uns Schaulustige drastisch.
Windhoek selbst bietet nicht so viele Highlights, wenn man nur einen Tag zum Ankommen einplant, reicht das vollkommen aus. Wir haben den Tag mit einem gemütlichen Spaziergang durch die "City" genutzt und uns von der wirklich niedlichen Christuskirche über das National Museum of Namibia bis zum Craft Centre treiben lassen, wo man tolle Souvenirs kaufen und oben auf der Terasse auch lecker und gemütlich essen kann.
Kein Geheimtipp, aber trotzdem unbedingt einen Besuch wert ist Joe's Beerhouse, ein grandioser Mix aus Restaurant, Bar und Pub, wo sich Einheimische, Abenteurer und Touris bunt gemischt tümmeln und du dich durch die Fleischspezialitäten des Landes (Oryx ist unser Favorit - sehr lecker!) probieren kannst.
Eine knappe halbe Stunde nördlich von Windhoek liegt die Okapuka Ranch, wo wir zum Sonnenuntergang unseren ersten Game Drive hatten und wir schon ein ziemlich volles Tierpaket geboten bekommen haben und sogar Nashörner aus nächster Nähe (minimalster Abstand zum offenen Jeep: 5cm) sehen konnten.
Unsere erste richtige Fahretappe führte uns dann in Richtung Süden zu den bekannten Dünen der Namib Wüste rund um das Sossusvlei. Um alle Highlights entspannt mitzunehmen, empfiehlt es sich hier zwei Tage einzuplanen. Die rote Landschaft ist wirklich toll und bietet einige bekannte Highlights Namibias. Darunter fällt etwa eine der bekanntesten und größten Sanddünen weltweit, die Dune 45. Möchtest du sie besteigen, um das tolle Farbspiel der Wüste im Morgenlicht zu erleben, bist du hier sicher nicht alleine. Dennoch lohnt sich das Spektakel auf jeden Fall.
Ein paar Kilometer tiefer in der Wüste liegt dann das Sossusvlei selbst, eine ausgetrocknete Salz-Ton-Pfanne, die von hohen Sanddünen umrahmt und mit knorrigen, abgestorbenen Bäumen verziert eine einmalige Szenerie bietet. Wer davon nicht genug bekommen kann, kann auch anderen Vleis wie dem "Dead Vlei" oder dem "Hidden Vlei" einen Besuch abstatten.
Weiter führt uns die Reise nach Nordwesten in Richtung Swakopmund, an der Küste Namibias gelegen. Der Weg dahin ist ziemlich spektakulär, abwechselnde Landschaften laden an verschiedenen Aussichtsspots immer wieder zum Anhalten und Fotografieren ein. Wir haben uns denn Weg daher aufgeteilt und einen Zwischenstopp irgendwo im Nirgendwo bei der Rostock Ritz Lodge gegönnt. Die Nacht ist doch etwas teuer, aber die Idylle und die Aussicht aus den einzelnen runden Steinhäuschen, die ein wenig an eine Star-Wars-Szenerie erinnern, sind den Preis auf jeden Fall Wert. Der Betreiber legt darüberhinaus besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit.
Swakopmund selbst hat uns nicht so sehr begeistert, der deutsche Einfluss ist hier nicht nur aufgrund Straßennamen wie der "Fischergasse", dem "deutschen Postamt" oder der vielen deutschen Reisetrupps, die ein gewisses Ostsee-Feeling versprühen, besonders deutlich.
Gute 130km nördlich Swakopmunds wartet an der Küste ein witziges, aber leider sehr geruchsintensives Spektakel auf uns: Cape Cross. Eine Landspitze, an welcher portugiesische Seefahrer im 15. Jahrhundert ein Steinkreuz aufstellten, um die Inbesitznahme durch die portugiesische Krone dauerhaft zu dokumentieren. Besucher zieht es allerdings nicht aufgrund der historisch sicherlich bedeutenden Hergangs ans Kreuzkap, sondern wegen einer riesigen Robbenkolonie, die es sich hier bequem gemacht hat.
Bis zu 100.000 Robben (wir haben bei 13.475 aufgezählt zu zählen) liegen, schwimmen und quäken hier lautstark vor sich hin. Für eine noch größere Überpopulation (der Fischbestand am Kreuzkap findet die Kolonnie wohl nicht so prickelnd) sorgt nicht nur die Regierung mit gewissen Maßnahmen, sondern auch die Schakale, die sich um die Kolonnie herumtreiben und sich an den kleinen, den schwachen oder auch den bereits Toten genüßlich bedienen.
Cape Cross ist auf jeden Fall einen Abstecher wert, der aber auch seinen Preis hat - nach ein paar Minuten hat sich der beißende, fischige Geruch in jede Pore deiner Haare, Klamotten und Kamera festgesetzt. Den Geruch hast du auf jeden Fall noch zwei Tage später in der Nase...
Da wir nun bereits ein paar Tage durchweg auf Achse waren und die darauf folgenden Tage im Etosha Nationalpark mit intensivster Tierbeobachtung durchgetaktet sind, gönnten wir uns in der Sophienhof Lodge bei Outjo, nahe des Südtors zu Etosha, 1 1/2 Tage der Erholung. Ein wenig im Pool planschen, Giraffenherden von unserem Balkon aus in weiter Ferne umherstreifen beobachten, Huftiere die sich ans Wasserloch der Lodge heranpirschen und ein Game Drive inkl. Straußen- und Gepardenfütterung standen hier auf dem Plan.
Als nächstes stand das Highlight auf dem Programm, auf welches wir uns bereits im Vorfeld tierisch gefreut haben: der Etosha Nationalpark. Volle drei Tage haben wir hier verbracht und würden jedem empfehlen sich Zeit zu nehmen, denn hier wird jeder Tierfreund garantiert voll auf seine Kosten kommen. Neben ein paar wenigen kleineren Camps gibt es im Park drei größere Camps, auf welchen wir jeweils eine Nacht verbrachten: Okaukuejo, Fort Namutoni und Halali. Alle drei haben eigene Wasserlöcher, wobei besonders Okaukuejo und Fort Namutoni zur Tierbeobachtung geeignet sind. Da man innerhalb von Etosha nur in wenigen Camps übernachten kann, sind diese natürlich überlaufen und man sollte unbedingt rechtzeitig im Voraus reservieren.
Das Tolle an Etosha ist, dass man hier nicht auf Game Drives angewiesen ist, sondern selber mit dem eigenen Auto zur Privatsafari auf allen Wegen des Parkes aufbrechen kann. Das Gebiet ist so groß, dass du zwar an Hotspots, wie beliebten Wasserlöchern, auch auf andere Autos treffen wirst, unterwegs jedoch oftmals ganz allein bist. Aussteigen ist hier strengstens verboten und nur in den Camps und in eingezäunten Picknick-/Toilettenplätzen gestattet, da sich hinter jedem Gebüsch natürlich auch Raubtiere verstecken könnten. Ob Elefanten, Nashörner, Hyänen, Giraffen, Zebras oder die großen Raubkatzen wie Löwen oder Geparden - in Etosha hast du alles. Auch wir haben unzählige Tiere gesehen und diese einmal in freier Laufbahn zu erleben, ist ein grandioses Gefühl. Einzig die Löwen hatten sich mehr oder weniger erfolgreich vor uns versteckt. Wir sahen nur einen in etwas größerer Entfernung unter einem Baum, der erfolgreich eine großzügige Siesta eingelegt hat. Die größten Chancen Löwen zu sehen, hast du angeblich in dem Teil des Parks, der westlich von Okaukuejo liegt.
Noch ein kleiner Tipp: Obwohl es in manchen Camps eine Tankstelle gibt, am besten vor Einfahrt in den Park volltanken. Als wir in Okaukuejo auftanken wollten, war der Sprit grad alle und uns konnte auch nicht gesagt werden, ob's in den anderen Camps die nächsten Tage besser aussieht. So waren wir gezwungen, kurzzeitig wieder aus dem Park heraus zurück nach Outjo zu fahren, nur um dort unser Auto vollzutanken. Dieser Ausflug hat uns insgesamt 3 Stunden gekostet und uns letztlich am ersten Tag die Zeit geraubt, die wir im Westen eben für die Löwenbeobachtung eingeplant hatten. Da die Camps am Abend zum Sonnenuntergang alle ihre Tore schließen, mussten wir gen Osten fahren, um abends rechtzeitig das nächste Camp zu erreichen.
Nach der tollen Zeit in Etosha mussten wir uns so langsam auch wieder Richtung Windhoek begeben und hatten nur noch Zeit für einen weiteren Stop. Fährst du von Etosha nach Windhoek kannst du über einen kleinen Umweg auch am Hoba Meteorit einen kurzen Zwischenhalt machen. Viele Reisende entscheiden sich auf dieser Route für einen Halt mit Übernachtung am Waterberg Plateu, wo einen eine andere, grünere Seite der namibianischen Landschaft gezeigt wird und man tolle Wanderungen machen kann.
Wir fuhren jedoch noch ein bisschen weiter und entschieden uns für eine Übernachtung in der Okonjima Africat Lodge. Und wir haben diese Entschiedung nicht bereut. Es war eine der tollsten Unterkünfte, die wir je hatten! Hier kannst du über ein großes Panoramafenster am Fußende deines Bettes direkt auf die davorliegende Ebene und Tiere schauen.
Darüber hinaus werden wirklich viele tolle verschiedene Ausflüge angeboten. Da wir aber leider nur Zeit für einen hatten, entschieden wir uns für eine Leoparden Pirschtour. Wir hatten Glück und konnten eine Leopardenmama mit ihrem wenige Wochen alten Leopardenbaby ausfindig machen. Etwa eine halbe Stunde lang konnten wir uns an dem wirklich majestätischen Tier und dem unglaublich putzigen Baby, welches sich gefühlt nur für uns gekonnt tapsig durch Gebüsch geschlagen hat, nicht satt sehen und knipsen. Ein wirklich tolles und unvergessliches Highlight unserer zweiwöchigen Reise.
Die Okonjima Africat Lodge agiert nicht nur als Unterkunft sondern unterstützt als non-profit Organisation auch ein tolles Projekt, welches sich für den Schutz und den Erhalt gefährdeter Raubkatzen engagiert. Den doch recht hohen Preis, den man hier für die Übernachtung zahlt, investiert man also nicht nur in eine tolle Unterkunft, man unterstützt auch noch eine wirklich tolle und wichtige Sache.
Den letzten Abend verbrachten wir wieder in Windhoek und schworen uns bei einem letzten leckeren Oryx-Steak und einem kühlen Windhoek Lager in Joe's Beerhouse, dass wir auf jeden Fall irgendwann wieder kommen werden. Namibia ist politisch stabil, hat ganzjährig ein angenehmes Klima, Malaria gibt es nur in wenigen Randgebieten und infrastrukturell ist das Land gut erschlossen. Durch die schier endlosen Weiten hatten wir oft das Gefühl allein unterwegs zu sein. Wir haben eine innere Ruhe verspürt, wie wir sie selten während einer Reise erlebt haben und von der wir noch lange nach unserer Rückkehr zehren konnten.